Wohnen für acht Euro pro Quadratmeter

Das Neubaugebiet Vogelkamp im Jahr 2018
IBA Hamburg

Neue Mietwohnungen im Neubaugebiet Neugraben-Vogelkamp. Es gibt auch noch Baugrundstücke.

Bezahlbare Mieten sind das große Thema in Hamburg und in anderen deutschen Großstädten. Der Hamburger Senat bemüht sich seit Jahren, dem Preisanstieg etwas entgegen zu setzen. Zum einen wird der soziale Wohnungsbau gefördert. Zum anderen wird nun auch erprobt, ob sich auch beim frei finanzierten Wohnungsbau ohne öffentliche Förderung bezahlbare Wohnungen schaffen lassen. Die ersten Ergebnisse dieses Vorgehens sind nun südlich der Elbe im Stadtteil Neugraben-Fischbek zu besichtigen.

Im Neubaugebiet Vogelkamp hat ein privater Bauherr, die Helvetia Schweizerische Versicherungsgesellschaft, zwei Mehrfamilienhäuser mit 44 gleich großen Wohnungen realisiert. Das Besondere ist die Höhe der Miete – für 105 Quadratmeter werden acht Euro Nettokaltmiete pro Quadratmeter fällig, insgesamt 840 Euro. Die Neubauwohnungen sind innen ansprechend gestaltet, haben zum Teil bodentiefe Fenster, die viel Licht hereinlassen. Die Wände sind aus Fichtenholz, jede Wohnung hat ein etwa 40 Quadratmeter großes Wohn- und Esszimmer, dazu drei kleinere Räume, plus Küche, Hauswirtschaftsraum, Bad. Die Netto-Kaltmiete von acht Euro ist für fünf Jahre festgelegt. Danach darf der Eigentümer die Miete im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben erhöhen. Das städtebauliche Pilotprojekt wurde jetzt öffentlich präsentiert. Im Sommer sollen die ersten Mieter in die Gebäude einziehen, die etwa zehn Gehminuten von der S-Bahn-Station Neugraben liegen. Es sind noch Wohnungen frei.

Preis der günstigen Bauweise: Keine Aufzüge, kein Keller

Der niedrige Mietpreis wurde durch kostengünstige Bauweise möglich. Zum einen wurden die Gebäude schnell errichtet. Während viele Häuser Stein auf Stein errichtet werden, setzte das Architektenteam bei dem Pilotprojekt überwiegend auf Holz, das ab Werk auf die benötigten Längen zurechtgeschnitten wurde. Das sparte im Bauprozess Zeit und Kosten. Zweitens fragte sich das Architektenteam: Was ist wirklich notwendig für Wohnqualität, welcher Verzicht erspart uns Kosten auf vertretbare Weise? Die Ergebnisse: Es gibt zum Beispiel in den beiden viergeschossigen Häusern keine Aufzüge. Trotzdem entstehen immerhin sechs barrierefreie und rollstuhlgerechte Wohnungen – im Erdgeschoss. Verzichtet haben die Planer zudem auf Flure in den Wohnungen. Auch ein Keller  fehlt – dafür gibt es Hauswirtschaftsräume neben den Küchen. Die Bäder sind nicht mit gefragten Markenprodukten ausgestattet, sondern mit preisgünstigen Alternativen.

Die beiden Mehrfamilienhäuser mit den günstigen Mieten könnten wegweisend für den Hamburger Wohnungsbau werden. Sie sind zudem auch Baustein in einem städtebaulichen Großprojekt südlich der Elbe. Denn die Stadt arbeitet seit Jahren mit großem Aufwand daran, den Stadtteil Neugraben-Fischbek neu zu erfinden. Dessen Ruf ist durch manche Bausünde aus den 70er-Jahren geprägt. Doch im Zuge der der Internationalen Bauausstellung Hamburg (2007 bis 2013) wurden mit Vogelkamp Neugraben (1500 Wohneinheiten), Fischbeker Reethen (1200) und Fischbeker Heidbrook (2000) drei Neubaugebiete in dem Stadtteil entwickelt, in denen naturverbundenes Wohnen im Vordergrund steht. Langfristig soll dadurch die Einwohnerzahl des Stadtteils um 15.000 Menschen wachsen. Damit verbunden sind der Ausbau medizinischer Versorgung mit Fachärzten, sowie Kindergärten und Schulen.

Neubaugebiet liegt nah an Naturschutzgebiet

Das Neubaugebiet im Vogelkamp, in dem die beiden Mehrfamilienhäuser der Helvetia Schweizerische Versicherungsgesellschaft stehen, ist das südlichste der drei Neubaugebiete. Es ist teilweise schon bebaut, eine Mischung aus Ein- und Mehrfamilienhäusern ist entstanden. Das Gebiet punktet mit seiner Nähe zur S-Bahn Neugraben und zum Naturschutzgebiet Moorgürtel. In Zusammenarbeit mit dem Naturschutzbund NABU wurde etwa ein Naturlehrpfad für die Anwohner realisiert.

Die IBA Hamburg GmbH entwickelt das Neubaugebiet Vogelkamp und auch die beiden anderen Neubaugebiete in Neugraben. Wer interessiert ist, kann sich auf einer eigens eingerichteten Webseite einen Überblick verschaffen. Realisiert werden auch öffentlich geförderte Wohnungen und Einfamilienhäuser. Interessenten können auch Baugrundstücke auf einer interaktiven Karte ansehen und sich direkt bewerben. Wer sich für eine Mietwohnung in den beiden Mehrfamilienhäusern der Helvetia Schweizerische Versicherungsgesellschaft interessiert, kann sich an die Theodor Schöne GmbH unter Telefon 040/236 10 40 wenden.

von Redaktion hamburgerimmobilien.de am 14.06.2019

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