Kunst trifft Natur - Eine Reise durch das Herzogtum Lauenburg

Wohn- und Geschäftshäuser sowie das Till-Eulenspiegel-Museum von Mölln sind am Marktplatz zu sehen.
Jens Büttner

 

Musik im Schloss, lebendiges Mittelalter und ein Theater, bei dem sich die Zuschauer südöstlich von Ratzeburg mal richtig treiben lassen können.

 

Geisterstunde am Schaalseekanal: Wie aus dem Boden gewachsen tanzen sie plötzlich über eine Wiese am Ufer oder brechen im Wald aus dem Unterholz hervor. Paddler, die in ihren Kanus auf der alten Wasserstraße entlanggleiten, staunen nicht schlecht. Doch so schnell die Geister und Vagabunden aufgetaucht sind, so schnell sind sie auch wieder verschwunden.

Die Vagabunden sind Akteure des Kanu-Wander-Theaters, bei dem die Zuschauer von Szene zu Szene paddeln. Der sommerliche Spuk ist einer der Höhepunkte des Festivals „Kultursommer am Kanal“, das seit dem Jahr 2006 Künstlern im Kreis Herzogtum Lauenburg vier Wochen lang eine Bühne bietet.

Topografie der Poesie

Die Veranstalter beschrieben den Kultursommer so: "Wir durchwandern Landschaften – mal sind es die Landschaften unserer Sehnsüchte und Erinnerungen, dann wieder wandern wir durch ganz reale Orte, durch Städte und Wälder. Die Kunst lädt uns zu ganz anderen Wanderungen ein: Durch die Musik, durch Bilder- und Sprachwelten. So entstehen unsere ganz eigenen Landkarten, eine persönliche Topografie, eine Topographie der Poesie." Und weiter: "Mit einer Landkarte rund um den Elbe-Lübeck-Kanal nehmen wir einen Wasserweg zum Ausgangspunkt unsere Gestaltung, der die Region als Teil der alten Salzstraße durch die Jahrhunderte geprägt hat und unserem Festival den Namen gibt. Die Menschen und Orte dieser Kulturlandschaft sind der Ausgangpunkt all unserer Geschichten in Musik, Bildender Kunst, Theater und Festen. Dabei ist es das heutige Leben mit seiner aktuellen Kunst, das in besonderer Weise unsere Landkarte weiterschreibt."

Viel Natur und Wasser mit insgesamt 48 Seen

Rund 1300 Quadratkilometer groß ist der Kreis Herzogtum Lauenburg, der schon lange kein Herzogtum mehr ist, aber bei seiner Eingliederung in die preußische Provinz Schleswig-Holstein 1876 diese Bezeichnung behalten durfte. Mit 48 Seen, von denen 40 den Naturpark Lauenburgische Seen bilden, und dem Sachsenwald, dem größten zusammenhängenden Waldgebiet Schleswig-Holsteins vor den Toren Hamburgs, bietet die Region jede Menge Natur.

Ernst Barlach wuchs in Ratezburg auf

Natur und Kultur: So wie die Kreisstadt Ratzeburg mit ihrem Ratzeburger Dom. Die mächtige Backsteinkirche liegt etwas erhöht auf dem nördlichen Ende der Altstadtinsel. Zum Domhof-Komplex gehört auch das A.-Paul-Weber-Museum, wo Zeichnungen, Holzschnitte, Ölgemälde und Lithographien des Künstlers (1893-1980) zu sehen sind, der im gut 20 Kilometer entfernten Dorf Schretstaken lebte. Im Museumskeller lagern Hunderte zum Teil beidseitig bearbeitete Litho-Steine aus Solnhofer Kalkschiefer.

Mit Ratzeburg ist auch der Name eines weiteren Künstlers verbunden: Bildhauer und Dramatiker Ernst Barlach (1870-1938) verbrachte seine Kindheit und frühe Jugend in der Stadt und wurde 1938 auf dem Friedhof der Ratzeburger Vorstadt beigesetzt. Skulpturen des Bildhauers sind im Barlach-Museum „Altes Vaterhaus“ sowie im Kreuzgang des Domklosters und auf dem Vorstadtfriedhof ausgestellt.

Till Eulenspiegel ist in Mölln allgegenwärtig

Ob Till Eulenspiegel wirklich gelebt hat, wird wohl immer ein Mysterium bleiben. Wenn es ihn aber gegeben hat, dann ist er 1350 im Heilig-Geist-Hospital in Mölln gestorben. So jedenfalls steht es in der ältesten Ausgabe des Eulenspiegelbuches von Hermann Bote, erschienen 1510. An der St. Nicolaikirche am Markt erinnert ein Gedenkstein aus dem Jahr 1350 an den Schalk.

Ob es ihn gab oder nicht: Heute ist Till in Mölln allgegenwärtig: Ob im Eulenspiegel Museum am Marktplatz, als Brunnenfigur mit blank gewetztem Daumen und Zeh oder bei den Eulenspiegel-Festspielen, die alle drei Jahre in historischer Kulisse auf dem Markt ausgetragen werden.

Kunst-Geschichte im Möllner Kurpark entdecken

Einen Einblick in die Gartenarchitektur der 1960er- und 1970er-Jahre bietet der Möllner Kurpark. Der Park wurde 2007 als eine der wenigen in Schleswig-Holstein noch erhaltenen Parkanlagen der Nachkriegszeit unter Denkmalschutz gestellt und 2010 behutsam erweitert – eine fast perfekte Kombination von Natur und Kunst.

 

von Redaktion hamburgerimmobilien.de am 24.09.2018

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