Horn - Grün, ruhig, nah der Innenstadt

Kleingärten am Billufer mit Bootsliegeplätzen an der Bille
Klaus Bodig/HA

 

Zwischen Kunst und Pferdesport - buntes Leben im ehemaligen Arbeiterviertel.

 

Fläche in Quadratkilometer: 5,9
Einwohner: 38.549
Wohngebäude: 2750
Wohnungen: 19.292
Immobilienpreise Grundstücke in Euro/Quadratmeter: 300
Immobilienpreise Eigentumswohnungen in Euro/Quadratmeter: 2610
(Quelle: Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein, Stand 2016)

 

Wer an Horn denkt, dem fallen meist drei Dinge ein: die Horner Rennbahn, der Horner Kreisel und das wenig schmeichelhafte Sprichwort: "Billstedt, Hamm und Horn schuf Gott im Zorn." In Wahrheit hat dieser östliche Stadtteil Hamburgs zwischen A 24 im Norden, Schiffbeker Weg im Osten, der Bille im Süden und der Güterumgehungsbahn im Westen sehr viel mehr zu bieten. Horn ist ein Stadtteil, der in seiner Geschichte große Wandlungen erlebt hat.

Vom kleinen Dorf zum Wochenendsitz mit Villen für wohlhabende Hamburger hin zum ausgebombten Quartier nach dem Zweiten Weltkrieg und Wohnort der Arbeiterklasse. Und schon wieder ist Horn im Wandel - im Zuge der Wohnungsknappheit in Hamburg entdecken mehr und mehr junge Leute den grünen, ruhigen, innenstadtnahen Stadtteil, der noch immer relativ günstigen Wohnraum bietet. Eine Chance für Horn.

Landhäuser für Wohlhabende

Im Jahr 1306 ist es Ritter Heinrich von Wedel, der einen Hof in Horn an das Hospital zum Heiligen Geist überträgt. Dieser Hof soll ungefähr dort gelegen haben, wo heute der Bauerberg entlangführt. Mit Beginn des 17. Jahrhunderts entdeckten die wohlhabenden Hamburger den Stadtteil und errichteten hier ihre Landhäuser.

Bis 1938 und dem Inkrafttreten des Groß-Hamburg-Gesetzes markierte Horn die Hamburger Landesgrenze. Bevor der Zweite Weltkrieg ausbrach, wurde der Stadtteil in den 1920er- und 30er-Jahren großflächig mit Geschosswohnungen bebaut. In den Kriegsjahren wurde Horn während der Luftangriffe der Alliierten beinahe komplett zerstört. Seit dem Wiederaufbau prägen Gebäude im typischen Hamburger Backsteinstil sowie kleine Parks, Grünflächen und Schrebergärten das Bild des Stadtteils.

Schaulaufen beim Pferderennen

Über Deutschlands Grenzen hinaus ist Horn bekannt wegen der Horner Rennbahn. Im Jahr 1869 fand dort das erste Horner Derby statt. Damals hieß es allerdings noch Norddeutsches Derby. Seitdem ist das Geläuf an der Rennbahnstraße Anfang Juli Anziehungspunkt für jährlich mehr als 100.000 Besucher aus aller Welt.

Das Deutsche Derby ist nicht nur einer der wichtigsten Termine in der deutschen Rennsportszene, sondern auch eine bedeutende Veranstaltung für die Hamburger. Sehen und gesehen werden, so lautete schon immer das Motto. Legendär ist der jährliche Wettbewerb um den schönsten Hut. Das lassen sich auch prominente Gäste nicht entgehen: Vom Kaiser bis zum Bundespräsidenten, vom Bundeskanzler bis zum Ministerpräsidenten, vom Innensenator bis zum Ersten Bürgermeister der Hansestadt: Alle waren schon in Horn auf der Rennbahn.

Wiege moderner Diakonie

Einer der prominentesten Horner ist noch immer Johann Hinrich Wichern. Der bis heute als Erfinder des Adventskranzes geltende Theologe und Lehrer gründete am 12. September 1833 eine "Anstalt zur Rettung verwahrloster und schwer erziehbarer Kinder" - die heutige Stiftung Rauhes Haus - und kennzeichnete damit den Beginn der modernen Diakonie.

Bis heute werden im Rauhen Haus mehr als 3000 Menschen betreut und ausgebildet; neben Kindern und Jugendlichen auch Menschen mit geistiger Behinderung. Außerdem gibt es auf dem Stiftungsgelände ein Alten- und Pflegeheim. Norddeutschlands größte evangelische Privatschule, die Wichern-Schule, gehört ebenfalls zur Stiftung "Das Rauhe Haus".

Lebendiges Stadtteilleben

Weniger prominent, aber nicht weniger engagiert sind die Horner Bürger, die zum Beispiel in der Geschichtswerkstatt und/oder im Stadtteilverein mitarbeiten, Musik- und Kulturprojekte fördern und so dafür sorgen, dass der Stadtteil zwischen den großen Verkehrsachsen lebendig bleibt.

Überhaupt hat Horn eine sehr lebendige Stadtteilkulturszene. Mit dem Theater in der Washingtonallee und dem Kleinen Hoftheater gibt es gleich zwei Bühnen. Zahlreiche Vereine und die Kirchen organisieren regelmäßig Veranstaltungen und bemühen sich um ein abwechslungsreiches Programm.

Der Stadtteilverein wirkt auch an anderer zentraler Stelle mit. Jedes Jahr organisiert der Verein das Stadtteilfest dort, wo Horns neues Zentrum entstehen soll - auf dem Park-and-ride-Parkplatz vor dem U-Bahnhof Horner Rennbahn. Dort ist bereits 2016 das entstanden, was die Horner sich seit Jahrzehnten gewünscht hatten: ein eigenes Stadtteilhaus.


Horn historisch

Ähnlich wie Hamm hatte auch der Nachbarstadtteil Horn eine lange Tradition als Erholungsgebiet. Schon im 17. Jahrhundert gab es hier schöne Gärten und Landhäuser wohlhabender Bürger, zeitweise sogar einen Zoo. Während der Franzosenzeit war Horn weitgehend unzerstört geblieben – ganz im Gegensatz zu Hamm. Nach Aufhebung der Torsperre drängten die Menschen aus der engen Stadt in die umliegenden Dörfer. Im etwas weiter auswärts liegenden Horn, das verkehrstechnisch nicht so gut erschlossen war, ging die Entwicklung aber langsamer vonstatten als zum Beispiel in Hamm oder Borgfelde. 1867 hatte Horn 1658 Einwohner, 1879 lebten hier erst 2504 Menschen.

Lange geplanter Massenwohnungsbau

1874 wurde Horn Vorort, 20 Jahre später Stadtteil. Trotzdem hatte es noch lange weitgehend dörfliche Züge und war, anders als andere Stadtteile, ständig für die Umsetzung von Stadterweiterungsplänen im Fokus. Im Jahr 1883 kaufte die Stadt umfangreiche Ländereien auf, die der Interessengemeinschaft des Horner Feldlandes unterstanden. Auf diese Weise wurde hier frühzeitig die Planung für umfangreichen Wohnungsbau vorbereitet. Schon in den 1920er-Jahren war Horn natürliches Erweiterungsgebiet für den Massenwohnungsbau, aber die Bebauung mit unzähligen Mietskasernen setzte erst in den 1930er-Jahren ein. Politisch galt Horn mit einem hohen Anteil an sozialdemokratischen und kommunistischen Wählern damals als „rot“. 1939 lag die Zahl der Einwohner schon bei 23 370. Die Bebauung mit „repräsentativen“ Bauten ist Horn während der NS-Zeit erspart geblieben. Ursprünglich sollte es 1936 um einen Autobahnhof erweitert werden, der am Ende der von Berlin kommenden Autobahn das Entree am östlichen Hamburger Stadtrand gebildet hätte. Bei einem Wettbewerb waren imposante Gebäudegruppen vorgestellt worden, realisiert wurde aber schließlich nur der noch heute bestehende Horner Kreisel.

Der Kaiser liebte das Derby nicht

1869 wurde das Horner Derby als Norddeutsches Galoppderby erstmals veranstaltet. 1911 erhielt das Derbygelände einen Neubau mit Eisenbetontribüne. Regelmäßiger Gast beim Derby war Kaiser Wilhelm II., der auf der langen Strecke hinaus nach Horn von Tausenden bejubelt wurde. Nur wenig bekannt ist, dass der Kaiser das Derby gar nicht sonderlich schätzte. Der französische Journalist Jules Huret beobachtete, wie Wilhelm beim Derby 1906 den Besuch denkbar knapp abhandelte und unmittelbar nach der Preisverleihung wieder abfuhr. „Die Abneigung des Kaisers gegen die Rennen soll davon kommen, dass er diesen Sport nicht für sehr nützlich hält“, schrieb Huret. „Nach seiner Ansicht spielt die Mitarbeit des Menschen beim Rennen keine große Rolle (...).“ Nach der Ausbombung 1943 – auch Horn war schwer getroffen – wurde im Stadtteil wieder gebaut. Diesmal errichtete man in der Horner Marsch neue Kleingartenparzellen und Behelfsheime für die vielen Hamburger, die dringend eine neue Bleibe suchten. Auch diejenigen, die schon vorher einen Garten in Horn gepachtet hatten und nun wohnungslos waren, siedelten ganz dorthin um. Massenhaft wurden kleine Lauben durch winterfeste Häuschen ersetzt – als neues Heim für viele Jahre. Horn hat eine lange Kleingarten-Tradition. Schon in den späten 1920er-Jahren hatte man die vielen noch vorhandenen Freiflächen für den Kleingartenbau freigegeben, unter anderem war dafür die Marsch nördlich der Bille erhöht worden. Der Kleingartenverein Horner Marsch e. V. ist heute noch die größte zusammenhängende Kleingartenanlage Hamburgs.

Deutschlandweit bekannt wurde Horn auch als Heimat des Rauhen Hauses. 1833 hatte Pastor Johann Hinrich Wichern (1808–1881) auf dem ehemaligen Landsitz Karl Sievekings ein sogenanntes Rettungshaus für Großstadtkinder errichtet. Die einfache Strohkate wurde im Laufe der Jahre zu einer viel beachteten Anlage ausgebaut. 1943 bestand das Rauhe Haus aus 29 Einzelgebäuden. Fast alle wurden im Krieg zerstört, darunter auch die alte Kate, die man später neu errichtete.

von Redaktion hamburgerimmobilien.de am 20.09.2018

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